Mittwoch, 3. September 2014

Veränderung des Charakters

In dieser Erörterung wird eine mögliche Charakterveränderung eines Protagonisten des Romans Hundert Tage untersucht. David Hohl, ein Entwicklungshelfer in Ruanda, verbringt im Laufe des Romans immer mehr Zeit mit Agathe. Dabei stellt sich die Frage, ob sich der Schweizer durch die Beziehung mit der Afrikanerin in seiner Art zu einem kühlen Menschen verändert.


Nach dem zweiten Treffen mit Missland verbringt David immer öfters Zeit mit ihm, obwohl er ihn grundsätzlich verabscheut. Er kann seine Art über Menschen zu urteilen nicht ertragen und er unterstütz seine Gedanken über die Entwicklungshilfe in Ruanda nicht im Geringsten. Trotzdem trifft er sich mit ihm und seinen Freunden und verweilt eine Zeitlang in dieser Freundschaft. So hintergeht David in einer gewissen Weise Misslang, indem er vorgibt an ihm interessiert zu sein und mit ihm Zeit verbringen zu wollen. Gleich kühl besichtigte Agathe die Uni in Ruanda, obwohl sie sich im Vorein schon bewusst war, niemals an diesem Ort studieren zu wollen.

Ein weiterer Aspekt ist der Spaziergang von David in Ruanda. Als er den Bergkindern begegnete fühlte er sich unwohl, als die Kinder ihn umschwärmten. So sprach er kein Wort mit den Kindern und entgegnete auch mit keiner Geste den Eltern der Kinder, als diese um ihn standen und ihn bildlich um Hilfe baten. Zum Vergleich; Als Agahte in Lazarett als Krankenpflegerin arbeitete, entgegnete sich gleichwohl keiner Geste der Kranken und erwiderte keinem Dank ihnen gegenüber.

So verstärkte sich die Veränderung immer mehr, wie zum Beispiel als der Gärtner Théoneste und sein Enkel einen Bussard umbringen wollten. Sie verletzten ihn am Flügel, sodass für den Vogel keine Lebensaussichten blieben. Dennoch wollte David den Vogel nicht umbringen. Lieber hörte er in der Nacht den wimmernden Schrei des Vogels. Nicht einmal als Agathe den Bussard erlösen wollte, willigte David ein.

Und als der Bussard dann schlussendlich wieder fliegen konnte, ernährte er sich von den menschlichen Leichen in den Gassen von Kigali. Als David dies erblickte verstärkte sich seine Wut und in aller Kühle brachte er ihn um und wurde so zum Mörder seines einzigen näheren Gefährten.



All diese Aspekte zeigen eine klare Veränderung des Charakters, der Einstellung von David in seiner Zeit in Kigali. Dass Agathe einen Einfluss darauf hat, ist für mich klar, zumal sich meist auf eine Handlung von Agathe ein Ereignis von Davids Veränderungen beschrieben wird.

Dienstag, 2. September 2014

Erörterung: Hundert Tage; Agathe

Engel. Oder etwa doch nicht?

Diese Erörterung befasst sich mit einer der Figur des Buches Hundert Tage von Lukas Bärfuss. Dabei begegnet David Hohl, der Protagonist des Romans, einer schönen Afrikanerin namens Agathe. Im ganzen Buch gibt es mehrere Situationen, in denen man sich fragt, ob Agathe wirklich so wandelbar ist wie sie sich gibt, oder ob sie einfach nur kühn und berechnend ihren Plan verwirklicht.



Agathe ist eine sehr komplexe Figur, was schon bei der ersten Begegnung am Flughafen deutlich wird. David wird durch seinen Gerechtigkeitssinn alarmiert und möchte der vermeidlich schikanierten Agathe helfen, was jedoch bei ihr eine Reaktion der Verachtung auslöst. Durch diese Aktion gekränkt, verändert sich das Bild des Entwicklungshelfers von der hübschen jungen Frau schlagartig zu einer kühlen und verachtungsvollen Schwarzen, wie er sie im Buch nennt.

Doch als er Agathe das zweite Mal auf der Krankenstation in Lazarett begegnet, erscheint sie ihm als eine Engelsfigur, eine hilfsbereite und liebenswert helfende Person. David kann sich nichts schöneres im Leben vorstellen, als mit dieser Person Zeit zu verbringen. So ist David eine eher wandelbare Persönlichkeit, ganz im Gegensatz zu der selbstbewusst auftretenden Agathe.
Zumal sie wegen ihres Vaters mit einem ihrer Cousins verheiratet werden soll, flüchtet sie mehr und mehr zu David und verbringt Zeit mit ihm.

So will beispielsweise ihr Vater, ein angesehener Mann in Kigali, dass sich Agathe in der naheliegenden Uni umschaut. Sie selber ist sich aber schon vor der Besichtigung im Klaren, dass sie niemals an diesem Ort studieren möchte. Solche Textstellen im Buch deuten auf einen sehr geplanten und kühlen Menschen hin.

Agathe entzieht sich immer stärker der Familie und festigt die Beziehung mit David. Dieser ist durch diese Wendung positiv überrascht und entwickelt ein immer stärker werdendes Gefühl der Liebe zu dieser jungen Afrikanerin. Agathe selbst spricht nie mit ihm über solche Themen und lässt sich auch nicht von seinem Plan, sie in Kigali zu haben, überzeugen.


Dem entgegengesetzt erscheinen sporadische Bemerkungen oder Situationen, welche man als Zuneigungsgeständnis interpretieren kann. Beispielsweise als sie nach ihrer Arbeit in Lazarett beim Arbeitsplatz von David auftaucht, um ihn zu einem Drink einzuladen und sich mit ihm unterhalten will.
Zudem ist ein weiterer Fakt sehr entscheidend; Als sie den Flieger nach Brüssel wegen den Straßensperren im Norden von Ruanda verpasste, hätte sie in den folgenden vier Jahren, in denen sich der Roman abspielt, genügend oft Zeit gehabt den Ort zu verlassen, was sie aber nie tat. Aus welchen Gründen auch immer.



Aus meiner Sichtweise ist Agathe eine sehr wandelnde Persönlichkeit. Sie erschient im Roman mehrere Male sehr kühl und berechnend. Doch dem entgegengesetzt wird auch von einer jungen attraktiven Engelsfigur erzählt, welche sich herzhaft um andere Menschen kümmert. Für mich ist sie definitiv die kühne und berechnende Figur in einem unterhaltsamen Roman.