Dienstag, 2. September 2014

Erörterung: Hundert Tage; Agathe

Engel. Oder etwa doch nicht?

Diese Erörterung befasst sich mit einer der Figur des Buches Hundert Tage von Lukas Bärfuss. Dabei begegnet David Hohl, der Protagonist des Romans, einer schönen Afrikanerin namens Agathe. Im ganzen Buch gibt es mehrere Situationen, in denen man sich fragt, ob Agathe wirklich so wandelbar ist wie sie sich gibt, oder ob sie einfach nur kühn und berechnend ihren Plan verwirklicht.



Agathe ist eine sehr komplexe Figur, was schon bei der ersten Begegnung am Flughafen deutlich wird. David wird durch seinen Gerechtigkeitssinn alarmiert und möchte der vermeidlich schikanierten Agathe helfen, was jedoch bei ihr eine Reaktion der Verachtung auslöst. Durch diese Aktion gekränkt, verändert sich das Bild des Entwicklungshelfers von der hübschen jungen Frau schlagartig zu einer kühlen und verachtungsvollen Schwarzen, wie er sie im Buch nennt.

Doch als er Agathe das zweite Mal auf der Krankenstation in Lazarett begegnet, erscheint sie ihm als eine Engelsfigur, eine hilfsbereite und liebenswert helfende Person. David kann sich nichts schöneres im Leben vorstellen, als mit dieser Person Zeit zu verbringen. So ist David eine eher wandelbare Persönlichkeit, ganz im Gegensatz zu der selbstbewusst auftretenden Agathe.
Zumal sie wegen ihres Vaters mit einem ihrer Cousins verheiratet werden soll, flüchtet sie mehr und mehr zu David und verbringt Zeit mit ihm.

So will beispielsweise ihr Vater, ein angesehener Mann in Kigali, dass sich Agathe in der naheliegenden Uni umschaut. Sie selber ist sich aber schon vor der Besichtigung im Klaren, dass sie niemals an diesem Ort studieren möchte. Solche Textstellen im Buch deuten auf einen sehr geplanten und kühlen Menschen hin.

Agathe entzieht sich immer stärker der Familie und festigt die Beziehung mit David. Dieser ist durch diese Wendung positiv überrascht und entwickelt ein immer stärker werdendes Gefühl der Liebe zu dieser jungen Afrikanerin. Agathe selbst spricht nie mit ihm über solche Themen und lässt sich auch nicht von seinem Plan, sie in Kigali zu haben, überzeugen.


Dem entgegengesetzt erscheinen sporadische Bemerkungen oder Situationen, welche man als Zuneigungsgeständnis interpretieren kann. Beispielsweise als sie nach ihrer Arbeit in Lazarett beim Arbeitsplatz von David auftaucht, um ihn zu einem Drink einzuladen und sich mit ihm unterhalten will.
Zudem ist ein weiterer Fakt sehr entscheidend; Als sie den Flieger nach Brüssel wegen den Straßensperren im Norden von Ruanda verpasste, hätte sie in den folgenden vier Jahren, in denen sich der Roman abspielt, genügend oft Zeit gehabt den Ort zu verlassen, was sie aber nie tat. Aus welchen Gründen auch immer.



Aus meiner Sichtweise ist Agathe eine sehr wandelnde Persönlichkeit. Sie erschient im Roman mehrere Male sehr kühl und berechnend. Doch dem entgegengesetzt wird auch von einer jungen attraktiven Engelsfigur erzählt, welche sich herzhaft um andere Menschen kümmert. Für mich ist sie definitiv die kühne und berechnende Figur in einem unterhaltsamen Roman.


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